Erfolg und Hybris
Erfolg macht unkritisch – je höher man in der Erfolgsleiter steigt, desto unwahrscheinlicher wird es, hilfreiche Kritik und offenes Feedback zu erhalten. Erfolg und Macht bergen die Gefahr, sich selbst gegenüber immer unkritischer zu werden. Die Hybris verhält sich wie der Krebs – wenn Sie sich erst tief genug im Bewusstsein eingenistet hat, ist kaum noch Rettung möglich.
An den fürstlichen Höfen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gab es den Hofnarren: Für ihn galt die Narrenfreiheit, die es ihm ermöglichte, ungestraft Kritik an den bestehenden Verhältnissen zu üben, aber auch den Herrscher an die Vergänglichkeit seines Daseins zu erinnern. Das Hofnarrentum war eine Institution, ein fester Bestandteil des Hofstaates. Der Hofnarr war also eine soziale Institution zulässiger Kritik. Seine gesonderte Stellung als Narr und die daraus resultierende fehlende Bindung an gesellschaftliche Normen ermöglichte ihm einen besonders großen Handlungsspielraum.
Vielleicht sollte sich ja auch die eine oder andere Führungskraft der Gegenwart ein Beispiel daran nehmen und aktiv ihren ganz persönlichen Hofnarren ernennen – auch gut reflektierte Menschen haben einen blinden Fleck.
Wer ist Ihr Hofnarr?
Wie stelle ich sicher, dass ich mich nicht überschätze? – Wie bekämpfe ich die Hybris (vorbeugend und akut)? – Wen / Wie lade ich ein, mir Feedback zu geben? – Wie sorge ich in meinem Bereich für eine offene Feedbackkultur? – Wer ist mein Hofnarr? Wen habe ich aktiv als meinen Hofnarr „ernannt“? – Bin ich mir gegenüber kritisch genug? Woran erkennen das meine Mitarbeiterinnen? – Wie prüfe ich regelmäßig, ob das, was ich tue Sinn macht? – Wie sehen andere meine Art zu kommunizieren?